Können wir unsere Eltern aus unseren Anhaftungen und Forderungen entlassen?

Warum halten wir innerlich an unseren Eltern fest?

Viele von uns tragen – oft unbewusst – Erwartungen, Forderungen oder tiefe Anhaftungen gegenüber unseren Eltern in sich. Wir wünschen uns, dass sie uns sehen, uns lieben, uns verstehen. Vielleicht warten wir insgeheim noch immer auf eine Entschuldigung, eine späte Anerkennung oder einfach darauf, dass sie sich endlich so verhalten, wie wir es uns immer gewünscht haben.

Doch genau hier entsteht ein innerer Konflikt: Solange wir unsere Eltern innerlich binden, bleiben wir selbst in einer kindlichen Abhängigkeit gefangen. Wir wiederholen alte Muster in unseren Beziehungen, suchen Anerkennung im Außen und fühlen uns ohnmächtig, wenn wir sie nicht bekommen.

Der Weg in die Freiheit beginnt mit der Frage: Bin ich bereit, meine Eltern aus meinen Erwartungen zu entlassen und die volle Verantwortung für mein Leben zu übernehmen?


Die Ordnungen der Liebe und die natürliche Rangfolge

Bert Hellinger, der Begründer der systemischen Aufstellungsarbeit, hat erkannt, dass in Familiensystemen bestimmte Ordnungen der Liebe wirken. Eine der wichtigsten lautet:

🔹 Die Eltern geben – die Kinder nehmen.

Eltern schenken ihren Kindern das Leben. Das ist das größte Geschenk überhaupt, und es kann nicht „zurückgegeben“ werden. Doch oft fühlen wir uns verpflichtet, ihnen etwas zurückzugeben – sei es durch Fürsorge, Loyalität oder die unbewusste Übernahme ihres Schicksals.

🔹 Kinder bleiben Kinder, Eltern bleiben Eltern.

Wenn wir versuchen, unsere Eltern zu „erziehen“, zu „ändern“ oder ihnen gar vorzuwerfen, dass sie uns nicht genug gegeben haben, stellen wir die natürliche Ordnung auf den Kopf. Wir treten aus unserer kindlichen Position heraus und übernehmen eine Rolle, die uns nicht zusteht.


Anhaftungen und Forderungen loslassen – warum es so schwerfällt

1. Die Illusion von Gerechtigkeit

Viele von uns haben das Gefühl, dass noch etwas „offen“ ist – eine Ungerechtigkeit, ein Mangel, eine Verletzung aus der Kindheit. Doch das Leben ist nicht immer gerecht. Heilung geschieht nicht dadurch, dass wir auf Gerechtigkeit bestehen, sondern indem wir anerkennen, was ist, und daraus unsere eigene Kraft schöpfen.

2. Die Angst vor dem Alleinsein

Manchmal halten wir innerlich an unseren Eltern fest, weil wir Angst haben, wirklich auf eigenen Beinen zu stehen. Auch wenn wir erwachsen sind, fühlt es sich oft sicherer an, in einer Art kindlicher Bindung zu bleiben – sei es durch Vorwürfe oder ständige Sehnsucht nach Anerkennung.

3. Unbewusste Verstrickungen mit ausgeklammerten Familienmitgliedern

Manchmal sind unsere Anhaftungen an die Eltern nicht nur persönlich, sondern auch systemisch bedingt. Bert Hellinger beschreibt, dass wir unbewusst mit früh verstorbenen oder ausgeklammerten Familienmitgliedern verbunden sein können. In solchen Fällen tragen wir oft eine Last, die gar nicht unsere eigene ist.


Verantwortung übernehmen: Der Weg in die Selbstermächtigung

1. Anerkennen, was war – ohne es zu bewerten

Wir können unsere Eltern nur dann loslassen, wenn wir aufhören, über sie zu urteilen. Das bedeutet nicht, dass wir alles gutheißen müssen, was passiert ist. Es bedeutet lediglich, dass wir anerkennen, dass sie gegeben haben, was sie konnten – mit ihren eigenen Prägungen, Verletzungen und Begrenzungen.

2. Den Schmerz zulassen – und dann gehen lassen

Loslassen bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle verdrängen. Im Gegenteil: Oft müssen wir die Trauer darüber, dass etwas gefehlt hat, erst wirklich spüren, bevor wir es loslassen können. Doch der entscheidende Schritt ist, nicht im Schmerz steckenzubleiben, sondern ihn bewusst zu durchfühlen und dann weiterzugehen.

3. Die Eltern innerlich ehren – so wie sie sind

Ein einfacher, aber kraftvoller Satz in der systemischen Arbeit lautet:

„Ihr seid meine Eltern, und ich nehme euch genauso an, wie ihr seid. Danke für das Leben.“

In dem Moment, in dem wir diesen Satz wirklich fühlen können, geschieht eine innere Befreiung. Die Erwartungen und Forderungen lösen sich auf, und wir stehen endlich als eigenständige Erwachsene im Leben.

4. Die eigene Kraft annehmen und ins Handeln kommen

Selbstermächtigung bedeutet, dass wir unser Leben nicht länger von der Vergangenheit bestimmen lassen. Statt darauf zu warten, dass sich unsere Eltern ändern, dürfen wir uns fragen:

🔹 Welche Schritte kann ich heute tun, um mein Leben aktiv zu gestalten?
🔹 Wie kann ich Verantwortung für meine eigenen Gefühle übernehmen?
🔹 Was brauche ich wirklich – und wie kann ich es mir selbst geben?

In dem Moment, in dem wir aufhören, von unseren Eltern etwas zu erwarten, wird Energie frei. Diese Energie können wir nutzen, um unser eigenes Leben voller Liebe, Freude und Wirksamkeit zu gestalten.


Fazit: Die wahre Freiheit liegt in uns selbst

Unsere Eltern haben uns das Leben geschenkt – doch was wir daraus machen, liegt allein in unserer Hand. Wenn wir sie aus unseren Erwartungen entlassen, betreten wir einen neuen Raum:

Einen Raum der Selbstermächtigung, der Klarheit und der tiefen inneren Freiheit.

Dieser Schritt ist nicht immer leicht, doch er ist einer der wichtigsten auf dem Weg zu einem erfüllten, selbstbestimmten Leben.

Bist du bereit, dich auf diese Reise zu begeben? Dann lade ich dich herzlich zu meinen Online-Seminaren ein:

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Ich freue mich darauf, diesen heilsamen Raum mit dir zu teilen!

Herzliche Grüße
Andrea