ADHS
ADHS – Wenn Lebendigkeit auf Widerstand trifft
Kennst du das Gefühl, wenn du versuchst, in einer zu engen Jacke tief durchzuatmen? So fühlt sich ADHS oft an – für die Betroffenen und ihre Familien. Heute schauen wir auf ADHS ganz anders: als mutige Reaktion auf eine Welt, die oft zu eng, zu schnell und oft zu kalt ist.
Was ist ADHS wirklich?
Vergiss für einen Moment die typischen Listen von Symptomen. ADHS ist kein Fehler im System. Es ist ein Weckruf! Ein Zeichen dafür, dass etwas im Umfeld eines Kindes nicht stimmt.
Der Diagnose-Hype: Eine kritische Betrachtung
Immer mehr Kinder bekommen heute die Diagnose ADHS – manchmal nach wenigen Minuten Gespräch. Aber ist es wirklich die Biologie des Kindes, die falsch läuft? Oder sind es Schulen, Familien und eine Gesellschaft, die verlernt haben, mit echtem Leben umzugehen?
Wie ADHS Kinder sichtbar macht
Kinder mit ADHS machen oft sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt: fehlende Resonanz, überforderte Eltern, zu starre Strukturen. Sie rufen: „Seht mich! Spürt mich! Helft mir, statt mich zu brechen!“
Meine persönliche Begegnung mit ADHS
Gestern hatte ich eine Begegnung, die mein Herz berührt und meine Sicht auf ADHS noch einmal auf eine neue Ebene gehoben hat.
Ich beobachtete einen Jungen, der auf den ersten Blick wild, unkontrolliert und schwer zugänglich wirkte. Er sprang von einer Idee zur nächsten, seine Stimme war laut, sein Körper ständig in Bewegung. Viele hätten vielleicht gesagt: „Typisches ADHS-Kind.“ Aber irgendetwas in mir ließ mich tiefer hinschauen.
Je länger ich ihn beobachtete, desto mehr spürte ich: Hier kämpft kein Kind gegen sich selbst. Hier kämpft ein Kind darum, gesehen zu werden.
Seine Unruhe war kein Zeichen von Störung. Sie war der verzweifelte Versuch, in einer Welt, die ihn nicht zu verstehen schien, überhaupt einen Platz zu finden. Jede Bewegung, jedes scheinbar „unpassende“ Verhalten war wie ein stummer Schrei:
„Hier bin ich! Bitte, nimm mich wahr! Bitte, erkenne mich an!“
Ich sah seine Überforderung – aber nicht nur seine.
Ich spürte die Überforderung seines Umfelds.
Lehrer, die mit straffen Zeitplänen kämpfen. Eltern, die selbst im Strudel des Alltags ihre eigene Kraft verlieren. Systeme, die Leistung erwarten, aber Beziehung vernachlässigen.
Und plötzlich erinnerte ich mich an mein eigenes Aufwachsen.
Auch ich war oft „zu viel“. Zu laut. Zu sensibel. Zu hinterfragend.
Ich spürte eine tiefe, schmerzhafte Resonanz in mir: Es war nicht meine Lebendigkeit, die falsch war. Es war die Enge meiner Umwelt, die nicht darauf vorbereitet war, mit dieser Lebendigkeit umzugehen.
Dieser Moment war wie ein inneres Versprechen an mich selbst:
-
Hinsehen, wo andere wegsehen.
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Fühlen, wo andere bewerten.
-
Raum geben, wo andere begrenzen.
Es geht nicht darum, das Verhalten von Kindern „wegzumachen“, sie „anzupassen“ oder „funktionstüchtig“ zu machen.
Es geht darum, sie in ihrem ganzen Sein zu empfangen. Ihre Kraft zu erkennen. Ihre tiefe Weisheit zu ehren.
An diesem Nachmittag verstand ich noch einmal neu:
ADHS ist kein Defekt. Es ist ein mutiges Aufbegehren des Lebens gegen eine Welt, die oft zu eng geworden ist.
Ein Ruf nach echter Begegnung. Nach Freiheit. Nach Liebe.
Diese persönliche Erfahrung hat mir deutlich gemacht:
Wenn wir bereit sind, das Etikett „ADHS“ abzulegen und stattdessen mit offenem Herzen zu schauen, erkennen wir nicht ein Problem – wir erkennen eine Einladung. Eine Einladung, anders zu leben. Wahrhaftiger. Wärmer. Weiter.
ADHS durch die Brille von Vera F. Birkenbihl
Vera F. Birkenbihl hat uns einen wichtigen Schlüssel in die Hand gegeben: „Ein Verhalten ist nicht die Person.“
Was heißt das für ADHS? Statt auf das auffällige Verhalten zu starren, sollten wir fragen: Was drückt sich hier aus?
Vielleicht zeigt sich eine Überforderung, vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach echter Verbindung, vielleicht eine stille Rebellion gegen ein System, das nicht nährt, sondern presst.
Kinder mit ADHS sind oft wie Frühwarnsysteme: Sie zeigen uns, wo Strukturen krank machen, noch bevor andere es überhaupt spüren.
Gerald Hüther: ADHS und das verletzte Lebendige
Gerald Hüther, einer der bekanntesten deutschen Hirnforscher, spricht immer wieder von der unermesslichen Verletzlichkeit des Lebendigen.
Kinder mit ADHS tragen ein besonderes Feuer in sich: eine Leidenschaft, eine Intensität, ein unstillbares Bedürfnis nach Sinn und echter Beziehung.
Wenn sie in ein Umfeld geraten, das diese Lebendigkeit nicht schätzt oder sogar bekämpft, entsteht innerer Stress.
Die Folge? Ein Kind, das rastlos wirkt, das Grenzen austestet, das sich selbst nicht mehr spürt – weil es nirgends sicher landen kann.
Systemische Perspektive nach Bert Hellinger
Bert Hellinger lehrte uns, dass hinter jeder Auffälligkeit eine tiefe Bindung und Liebe wirken kann.
Manchmal trägt ein Kind mit ADHS ein ungelöstes Schicksal aus seiner Familie. Vielleicht eine alte Schuld. Vielleicht eine verdrängte Trauer. Vielleicht einen unterdrückten Schmerz.
ADHS könnte aus dieser Sicht ein mutiger Versuch sein, das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Nicht als Störung. Sondern als ein leises, unbeirrbares „Ich sehe euch alle. Und ich trage es für euch.“
ADHS – Symptom einer kollektiven Überforderung?
Vielleicht ist die steigende Zahl der ADHS-Diagnosen weniger ein Zeichen individueller Defekte – sondern der Beweis dafür, dass unsere Lebensweise an ihre Grenzen stößt.
Schulen, die immer noch auf Gehorsam statt auf Beziehung setzen. Familien, die im Dauerstress überleben, aber nicht mehr wirklich leben. Gesellschaften, die Tempo feiern, aber Tiefe verlernen.
In dieser Welt ist ADHS kein Defizit. Es ist ein lautes, verzweifeltes Nein.
Das Kind verstehen, nicht bewerten
Wenn wir einem Kind mit ADHS begegnen, sehen wir oft zuerst das, was „stört“: das Zappeln, das Plappern, die Wutanfälle, die Unruhe.
Unsere erste Reaktion – geprägt von gesellschaftlichen Normen – ist häufig Bewertung: „Das ist nicht normal.“, „Das muss behandelt werden.“, „Das Kind muss sich zusammenreißen.“
Doch was, wenn genau hier der erste große Irrtum beginnt?
Was, wenn das, was wir als Problem ansehen, in Wirklichkeit eine Antwort auf etwas viel Tieferes ist?
Ein Kind mit ADHS sendet nicht absichtlich Chaos in die Welt. Es drückt aus, was innerlich nicht gehalten, nicht verstanden, nicht gewürdigt wird.
Es ruft – manchmal leise, oft laut – nach echter Verbindung.
Wenn wir aufhören, das Verhalten zu bewerten, und stattdessen neugierig fragen:
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„Was versuchst du mir zu zeigen?“
-
„Welches Bedürfnis steckt hinter deiner Unruhe?“
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„Wovor schützt dich dein scheinbar ‚unpassendes‘ Verhalten?“
… dann verwandelt sich unsere Haltung.
Wir treten aus der Rolle des Richters heraus – und werden zum Begleiter.
Ein Kind, das sich verstanden fühlt, entspannt sich.
Ein Kind, das sich gehört fühlt, muss nicht mehr schreien.
Ein Kind, das sich in seiner Ganzheit angenommen fühlt, kann beginnen, sich selbst zu lieben – auch mit seiner Wildheit, seiner Kreativität, seiner Andersartigkeit.
Verstehen statt bewerten heißt:
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Hinter die Fassade schauen.
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Gefühle statt Etiketten erkennen.
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Bedürfnisse statt Symptome sehen.
Es ist ein Perspektivwechsel, der nicht nur das Leben der Kinder verändert, sondern auch unseres.
Denn in Wahrheit heilen wir durch diesen Blick nicht nur die Kinder – wir heilen auch den verlorenen, unverstandenen Teil in uns selbst.
Die tiefe Weisheit hinter dem auffälligen Verhalten
Manchmal sind die „schwierigen“ Kinder genau die, die den Mut haben, das Unaussprechliche sichtbar zu machen. Ihre Energie ist ein Schatz, der behutsam gehoben werden möchte.
Neue Wege im Umgang mit ADHS
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Räume der Entfaltung schaffen
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Wahrhaftiges Zuhören üben
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Strukturen flexibel gestalten
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Systemische Zusammenhänge erforschen
Impulse für Eltern, Lehrer und Begleiter
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Wertschätzung statt Etikettierung
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Vertrauen statt Kontrolle
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Verstehen statt Bewerten
Eine Antwort auf den Schmerz
(Hier deine empathische Antwort – unverändert eingefügt)
Was mich gestern besonders berührt hat, war der Moment, als ich innerlich einen Schritt zurücktrat und spürte: Es geht nicht darum, das Verhalten „wegzumachen“. Es geht darum, den Menschen zu sehen. Den Schmerz. Die Kraft. Die Sehnsucht nach Verbindung.
Ich erinnerte mich an meine eigene Kindheit: Auch ich galt oft als „zu viel“. Heute weiß ich, dass es nicht mein „Zuviel“ war, sondern die Überforderung meines Umfeldes, die mein Strahlen, meine Fragen und meine Lebendigkeit als Bedrohung empfand.
Diese Erkenntnis verändert alles: ADHS ist kein Feind. ADHS ist eine Einladung hinzusehen.
Fazit: ADHS als Einladung zum Umdenken
ADHS zeigt uns: Nicht das Kind muss sich anpassen. Wir müssen die Welt an das Kind anpassen. Mit Herz, Verstand und dem Mut, alte Denkweisen loszulassen.
FAQs zum Thema ADHS
1. Ist ADHS eine Krankheit?
ADHS ist weniger eine Krankheit als eine Antwort auf Umweltbedingungen, die für sensible Kinder toxisch sind.
2. Können Kinder mit ADHS „geheilt“ werden?
Kinder müssen nicht „geheilt“ werden – sie brauchen einen sicheren Raum, um ihre Stärken zu entfalten.
3. Was ist besser: Medikamente oder andere Ansätze?
Manchmal sind Medikamente ein Notanker. Doch langfristig braucht es Veränderung im System, nicht nur beim Kind.
4. Gibt es systemische Lösungen bei ADHS?
Ja! Familienstellen und systemische Arbeit können helfen, tiefe unbewusste Bindungen zu lösen.
5. Was können Eltern konkret tun?
Echte Resonanz bieten, Stress reduzieren, Flexibilität fördern – und das Kind in seiner Einzigartigkeit feiern.
Einladung
Wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest…
wenn du spürst, dass dich dieses Thema berührt, vielleicht sogar mitten ins Herz trifft –
dann lade ich dich ein, in Kontakt mit mir zu kommen.
Vielleicht bist du gerade selbst Teil einer Patchwork-Familie.
Vielleicht trägst du Fragen, die keine einfachen Antworten suchen – sondern echtes Sehen, echtes Spüren, echtes Verstehen.
In meiner Arbeit begleite ich Menschen dabei, die Ordnungen der Liebe nicht nur zu verstehen, sondern im eigenen Leben zu verkörpern: mit Achtung, mit Demut, mit Klarheit.
Gerne kannst Du dich auf meiner Homepage umschauen.
Denn nur dort, wo jeder Mensch den ihm gemäßen Platz einnehmen darf,
entsteht Frieden. In der Familie. Und in der Seele.
Du kannst mir gern schreiben, wenn du dir Begleitung wünschst – in deiner Rolle als Partnerin, als Vater, als Kind, als Mensch.
Ich höre dir zu. Ich bin da.