Eltern-Kind-Streit lösen: Warum Verbindung vor Korrektur kommt

Gestern Mittag hatte ich eine spannende Situation mit meinem Sohn, die mir noch lange nachging. Es war ein Moment der Hilflosigkeit, in dem ich impulsiv gehandelt habe – ich zog den Stecker seines Laptops, sodass sofort alles ausging. Natürlich hat sich mein Sohn geärgert. Mit Recht! Er hat mich gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand während meiner Arbeit einfach meinen Laptop zuklappen würde. Und er hatte vollkommen recht.

Wir hatten eine Vereinbarung, dass er nur einmal in der Woche zocken darf. Es fällt ihm jedoch sehr schwer, sich daran zu halten. Wenn er Entspannung braucht oder sich ablenken möchte, hat er oft keine andere Strategie als zu zocken. Erst wenn die Geräte alle verschwinden, findet er andere Lösungen, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Trotzdem fühlte ich mich in diesem Moment am Ende meiner Kraft. Ich habe tief bedauert, dass ich so reagiert habe. Ich habe ihm gesagt, dass es mir leidtut, dass ich keine andere Lösung für mich gefunden habe, als den Stecker zu ziehen. Aber bevor ich zu diesem Punkt kommen konnte, brauchte ich erst einmal ganz viel Selbstempathie für mich selbst, bevor ich fähig war, liebevoll mit ihm zu reden und das Bedauern auszudrücken.

Dieser vermeintliche Fehler führte aber zu einem unglaublich wertvollen, verbindenden Gespräch zwischen uns. Warum? Weil ich einen „Herzöffner“ verwendet habe – nämlich das Eingeständnis meiner eigenen Fehler. Und das ist doch genau das, was wir uns von unseren Kindern wünschen, oder? Dass sie erkennen, wenn etwas so richtig daneben gegangen ist.

Mein Sohn hat ein starkes Selbstbewusstsein und eine Vehemenz, das einzufordern, was ihm wichtig ist. Und ich feiere ihn dafür immer wieder. Ich sage ihm, dass, wenn er im Leben mit derselben Willensstärke seine Ziele verfolgt, er seinen Weg so gestalten wird, wie es ihm entspricht. Gleichzeitig möchte ich aber auch meine eigenen Grenzen wahren und mein Nervensystem schützen, das habe ich ihm auch gesagt. Manchmal bin ich hilflos, und meine Strategien, gut für mich zu sorgen, sind nicht die besten – und das ist ebenfalls in Ordnung.

Nach diesem Gespräch waren wir uns sehr nah. Es war ein Moment, der uns beiden gezeigt hat, wie kraftvoll Verbindung sein kann, bevor man überhaupt irgendetwas korrigiert.


Verbindung vor Korrektur: Wenn ein Eltern-Kind Streit der Schlüssel zu echter Veränderung wird

Die Essenz dieser Erfahrung lässt sich wunderbar mit einem zentralen Prinzip der gewaltfreien Kommunikation beschreiben: Verbindung vor Korrektur. Bevor wir versuchen, das Verhalten unserer Kinder oder von anderen zu korrigieren, müssen wir zuerst eine Verbindung schaffen. Ohne diese Verbindung sind alle Bemühungen, Korrekturen vorzunehmen, oft wirkungslos oder führen zu Widerstand.

In meinem Fall habe ich gespürt, wie wichtig es war, zuerst für mich selbst da zu sein. Selbstempathie ist der erste Schritt, bevor ich die Fähigkeit habe, empathisch mit meinem Kind zu sprechen. Nur wenn wir uns selbst anerkennen und mit unseren eigenen Grenzen in Frieden sind, können wir anderen auf eine Weise begegnen, die Verbindung schafft.


Grenzen wahren und Selbstverantwortung übernehmen

Während unseres Gesprächs sprach ich auch mit meinem Sohn über meine eigenen Grenzen. Ich erklärte ihm, dass ich manchmal einfach hilflos bin und dass meine Strategien, gut für mich zu sorgen, nicht immer ideal sind. Aber auch das ist in Ordnung. Es war wichtig, ihm zu zeigen, dass wir alle Grenzen haben und dass es unsere Verantwortung ist, auf uns selbst Acht zu geben.

Grenzen zu setzen bedeutet nicht, hart oder unnachgiebig zu sein – es bedeutet, ehrlich zu sein, sich selbst zu schützen und klar zu kommunizieren, was in einer bestimmten Situation möglich ist und was nicht. Diese Selbstverantwortung ist ein zentraler Bestandteil der gewaltfreien Kommunikation und hilft uns, sowohl uns selbst als auch unseren Kindern Sicherheit zu bieten.


Rangordnung und das Führen und Folgen

Ein weiterer spannender Aspekt dieser Situation ist das Prinzip der Rangordnung, wie es in seiner systemischen Arbeit beschrieben wird. In einer Familie gibt es eine natürliche Rangordnung – Eltern führen, Kinder folgen. Doch „Führen“ bedeutet hier nicht, Macht auszuüben oder zu dominieren. Es bedeutet vielmehr, den Kindern durch liebevolles Vorbild den Weg zu zeigen, eigene Fehler einzugestehen, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu respektieren.

In dieser Situation habe ich meinem Sohn gezeigt, dass auch ich als Elternteil Fehler mache und dass ich dafür die Verantwortung übernehme. Das ist echtes Führen: Nicht unfehlbar zu sein, sondern den Mut zu haben, eigene Schwächen zuzugeben und daran zu wachsen. Und in diesem Moment hat mein Sohn auch gelernt, zu folgen – nicht blind, sondern aus Respekt und Verständnis für die Dynamik, die zwischen uns beiden entstanden ist.


Verbindung und Wachstum: Eine stärkende Elterngemeinschaft

Diese Erfahrung hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, eine stärkende Gemeinschaft zu haben – Menschen, die uns unterstützen, wenn wir an unsere Grenzen kommen, und uns helfen, in unserer Rolle als Eltern zu wachsen. Oft erwarten wir, dass wir all diese Herausforderungen allein meistern, aber das ist nicht der Weg, den wir gehen müssen. In einer Gemeinschaft können wir uns gegenseitig stützen und voneinander lernen.

Verbindung vor Korrektur, Grenzen wahren und Verantwortung übernehmen – das sind nicht nur Prinzipien, die ich in meiner Familie anwende, sondern auch in meiner Arbeit als systemische Familienmentorin. Ich lade dich herzlich ein, mehr über diese Ansätze zu erfahren und Teil einer Gemeinschaft zu werden, die genau diese Werte lebt.


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