Überforderung bei Geschwisterstreit meistern: Die Kraft der Elternebene

Familiendynamiken sind oft komplex, besonders wenn es darum geht, zwischen der Eltern- und der Paarebene zu unterscheiden. Diese beiden Ebenen sind grundlegend unterschiedlich, doch wenn sie verschwimmen, können Missverständnisse und Konflikte entstehen, die das Familienleben belasten. Der Fall von Orphelia zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, diese Bereiche klar zu trennen und sich auf die Stärkung der Elternebene zu konzentrieren.

Die Herausforderung: Geschwisterstreit und mütterliche Überforderung

Orphelia hatte Schwierigkeiten, mit den ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihren Kindern (6 und 4,5 Jahre alt) umzugehen. Die Konflikte der beiden Geschwister setzten sie emotional unter Druck und führten zu einer starken Überforderung als Mutter. Andrea, die die Sitzung leitete, vermutete, dass Orphelias starker Wunsch nach Harmonie aus ihrer eigenen Kindheit herrührte. Dieser Wunsch, Konflikte zu vermeiden, verstärkte ihre Überforderung, da sie sich oft zwischen den Kindern hin- und hergerissen fühlte.

Orphelia wurde dazu ermutigt, ihre Beziehung zu ihren eigenen Eltern zu reflektieren. Die Frage, ob sie ausreichend mit dieser „Kraftquelle“ verbunden war, stellte sich als entscheidend heraus. Denn nur wenn wir selbst stabil sind, können wir präsent und gelassen für unsere Kinder da sein.

Die Elternebene: Halt und Geborgenheit schaffen

In der systemischen Familienarbeit steht die Elternebene für die Verantwortung, die Eltern gemeinsam für das Wohl ihrer Kinder tragen. Diese Ebene ist unabhängig von der Paarebene, die die Partnerschaft zwischen den Eltern betrifft. Wenn Eltern ihre persönlichen Konflikte auf die Elternebene projizieren, verlieren die Kinder oft den Halt, den sie so dringend benötigen.

Andrea arbeitete mit Orphelia daran, die Dynamiken zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und den ihrer Kinder zu erkennen. Sie betonte die Bedeutung klarer Grenzen und die Notwendigkeit, dass Orphelia ihre eigene Mitte findet, bevor sie versucht, Konflikte zwischen ihren Kindern zu lösen. Durch das Heilen der Beziehung zu ihren eigenen Eltern wird Orphelia innerlich stabil und kann ihrem Partner auf Augenhöhe begegnen und für ihre Kinder präsent und stabil da sein.

Wie klare Grenzen helfen

Ein wichtiger Aspekt in der Arbeit war die Entwicklung von Strategien, um die eigenen Grenzen zu wahren. Andrea zeigte immer wieder auf, dass Grenzen nicht nur Schutz und Klarheit für die Eltern, sondern auch Orientierung für die Kinder bedeutet. Kinder brauchen diese Klarheit, um sich sicher zu fühlen.

Orphelia wurde ermutigt, bewusste Rituale einzuführen, um den Alltag zu strukturieren und immer wieder in Kontakt zu sein mit Ihren Ursprung und Ihren Bedürfnissen. Dies könnte beispielsweise bedeuten, feste Zeiten für Ruhe, Spiel und Gespräche mit dem Partner einzuhalten. Solche Rituale schaffen nicht nur Sicherheit für die Kinder, sondern geben auch den Eltern Raum, ihre eigene Energie wieder aufzuladen und die Eltern und Paarebene besser zu trennen.

Die Balance zwischen Harmonie und Klarheit

Ein zentrales Thema in Orphelias Arbeit war die Balance zwischen ihrem Wunsch nach Harmonie und der Notwendigkeit, Konflikte klar und authentisch zu begleiten.  Andrea betonte, dass Harmonie nicht bedeutet, Konflikte zu vermeiden, sondern sie auf eine Weise zu lösen, die die Verbindung stärkt. Es ist wichtig, dass jeder in der Familie mit dem, was gerade lebendig ist, gesehen wird, ohne dass die Erwachsenen dabei in Not geraten. Es ist in Ordnung, dass Kinder wütend sind oder sich zurückziehen, doch ebenso bedeutend ist es, dass Eltern eine innere Stabilität schaffen. Diese Stabilität ermöglicht es den Kindern, mit all ihren Gefühlen und ihrem inneren Zustand zu den Eltern zu kommen, ohne dass diese selbst überfordert sind.

Das ist jedoch nur möglich, wenn wir Erwachsenen nicht in kindliche Muster verfallen, sondern uns zuerst klären und uns mit unserer eigenen Quelle der Kraft verbinden. Indem wir unseren Schmerz bei unseren Eltern ablegen, können wir dann mit einem klaren Kopf auf unsere Kinder eingehen. Diese Fähigkeit erfordert Übung, aber sie wird mit der Zeit immer besser.

Wir sind nicht verantwortlich für die Themen unserer Eltern. Wir bleiben stets ihre Kinder. Wenn wir immer wieder zu unseren Eltern als Kinder aufschauen, erhalten wir die Kraft, um als Erwachsene auf unsere eigenen Kinder zu sehen. So können Überforderung und Hilflosigkeit enden.

Kinder lernen durch das Vorbild ihrer Eltern. Wenn Orphelia zeigt, dass sie Konflikte ruhig und respektvoll lösen kann, gibt sie ihren Kindern ein wertvolles Werkzeug für ihr eigenes Leben mit. Besonders wichtig ist es das wir mit unseren Partner mit einem Beispiel vorangehen wie wir mit Konflikte umgehen. Je mehr wir unsere kindlichen Muster durchbrechen und uns als Erwachsene auf Augenhöhe begegnen, desto mehr Ruhe und Sicherheit können wir unseren Kindern vermitteln. Das gelingt nur wenn jeder verantwortung für sich selbst übernimmt statt zu erwarten das der Partner sich ändert und was tut. Gleichzeitig wurde Orphelia daran erinnert, dass sie nicht perfekt sein muss – Fehler sind menschlich und bieten die Chance, durch Reflektion und Dialog zu wachsen.

Fazit: Die Kraft der Elternebene

Die Geschichte von Orphelia zeigt, wie wichtig es ist, zwischen der Eltern- und der Paarebene zu unterscheiden und den Fokus auf die Stärkung der Elternebene zu legen, wenn es um die Kinder geht. Indem Eltern ihre eigenen Themen aus der Ursprungsfamilie reflektieren und bewusst ihre Projektionen sowie alte Verletzungen und Muster erkennen, schaffen sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Kinder ein stabiles Fundament.

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