Ich bin eine Zumutung
Zumutung als Herausforderung: Sich selbst zumuten
Vor einiger Zeit hörte ich den Satz: „Du bist eine Zumutung!“. Dieser Satz hallte lange in mir nach, ließ mich reflektieren und brachte mich schließlich zu einer tiefen Erkenntnis: Ja, ich bin eine Zumutung – und das ist auch gut so.
Sich selbst zuzumuten bedeutet, mit allem, was in einem lebendig ist, präsent zu sein, ohne sich zurückzuhalten oder zu schonen. Es bedeutet, den anderen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu spüren und ihre Entwicklung eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen. Mit Klarheit und Achtsamkeit sage ich, was ich brauche, wie ich mich fühle und wo meine Grenzen liegen, ohne anderen die Verantwortung für mein Leben oder meine Gefühle aufzubürden.
Die systemische Perspektive: Verantwortung übernehmen
In der systemischen Arbeit, wie sie Bert Hellinger geprägt hat, steht die Verantwortung für das eigene Leben im Mittelpunkt. Diese Haltung befreit nicht nur uns selbst, sondern eröffnet auch unserem Gegenüber neue Wachstumsräume. Denn wenn wir uns selbst zumuten, handeln wir im Einklang mit den „Ordnungen der Liebe“: Wir achten das, was ist, und ermöglichen Heilung, indem wir Verantwortung übernehmen.
Eine zentrale Frage ist hierbei: „Welches Bedürfnis möchte ich erfüllt wissen, und wer soll es erfüllen?“ Häufig erwarten wir, dass unser Partner oder andere Menschen die Rolle übernehmen, die uns in der Kindheit fehlte. Diese Verwirrung führt zu Abhängigkeiten und belastet Beziehungen. Doch wenn wir erkennen, dass wir unsere Bedürfnisse selbstverantwortlich erfüllen können, öffnen sich neue Wege der Freiheit und Verbindung.
Was passiert, wenn wir uns nicht zumuten?
Wer sich selbst nicht zumutet, hält sich insgeheim für „etwas Besseres“. Es ist eine subtile Anmaßung, zu glauben, dass der andere mit unserer vollen Größe nicht umgehen kann. Doch indem wir uns selbst zurückhalten, nehmen wir dem anderen die Chance, an uns zu wachsen und uns wahrhaftig zu begegnen. Die systemische Arbeit zeigt: Jede Verstrickung entsteht aus einer unausgesprochenen Erwartung. Wenn wir den Mut aufbringen, uns selbst voll zuzumuten, lösen wir diese Verstrickungen auf【932†source】.
Die Kraft der klaren Kommunikation
Das Schlüsselwerkzeug für Selbstzumutung ist eine klare, authentische Kommunikation. Sie beginnt bei der Frage: „Bin ich bereit, dem anderen offen zu sagen, was in mir lebendig ist?“ Achtsame Sprache eröffnet Räume der Verbindung, während Schuldzuweisungen und Forderungen Mauern errichten. Die Haltung, dass jede Aussage dem Gegenüber dient und keine zusätzlichen Erwartungen aufbaut, ist essenziell.
Sätze wie „Ich fühle mich überfordert, und ich brauche einen Moment für mich“ sind Ausdruck dieser Klarheit. Sie zeigen, wie wir Verantwortung für unsere Gefühle übernehmen können, ohne andere zu beschuldigen.
Selbstzumutung und die Ordnungen der Liebe
Bert Hellingers Ordnungen der Liebe bieten hier eine wertvolle Orientierung. In einer gesunden Beziehung – sei es zu einem Partner oder innerhalb der Familie – ist es wichtig, Geben und Nehmen in Balance zu halten. Doch bevor wir geben können, müssen wir bei uns selbst beginnen. Der Satz „Sorge gut für dich, und ich sorge gut für mich“ bringt diese Haltung auf den Punkt.
In einer Aufstellung können oft verborgene Verstrickungen aufgedeckt werden: Übernehmen wir unbewusst Verantwortung für ein Familienmitglied, das ausgeschlossen wurde? Oder erwarten wir, dass andere unsere inneren Defizite ausgleichen? Das Bewusstmachen dieser Dynamiken hilft, die Verantwortung für sich selbst zurückzugewinnen.
Wie du den Mut findest, dich selbst zuzumuten
- Reflektiere deine Bedürfnisse: Was wünschst du dir von anderen, und was kannst du dir selbst geben?
- Setze klare Grenzen: Achte darauf, dass deine Kommunikation wertschätzend bleibt, während du deine eigenen Grenzen schützt.
- Übe Selbstfürsorge: Regelmäßige Rituale wie Meditation oder Achtsamkeitsübungen können dir helfen, dich mit deiner inneren Kraft zu verbinden.
- Erlaube dir Fehler: Niemand ist perfekt. Selbstzumutung bedeutet nicht, alles „richtig“ zu machen, sondern authentisch zu sein.
Fazit: Warum Zumutung Freiheit schafft
Die Bereitschaft, sich selbst voll und ganz zuzumuten, ist ein Ausdruck tiefer Selbstliebe und Selbstverantwortung. Sie befreit uns von alten Verstrickungen und ermöglicht es uns, auf Augenhöhe mit anderen zu kommunizieren. Diese Haltung stärkt nicht nur unsere Beziehungen, sondern auch unser inneres Gleichgewicht.
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